Quotenjungs

Während ein Großteil der Medien gestern mit der Abstimmung über eine Frauenquote in Vorständen beschäftigt war, kam die FAZ mit einen originellen Gegenzug: Einfach mal wieder die Benachteiligung des männlichen Teils der deutschen Bevölkerung herausstreichen! „Faul, fahrig, Junge“ wurde bitter getitelt. Ja, das bringt Würze in die fade Diskussion, da können noch so abgestandende Geschlechterkampfargumente wieder zum Leben erweckt werden!

Noch einmal zur Wiederholung: Immer wieder wird behauptet, dass in unserem Schulsystem Jungen gegenüber Mädchen massive Nachteile hinzunehmen haben. Schuld daran seien natürlich die Frauen, die in unserem Bildungssystem überrepräsentiert sind: Zum einen würde den Jungen durch die überwiegend weiblichen Lehrkräfte weibliche Verhaltensmuster aufgedrängt und empfindlich bestraft, wenn sie diese nicht annehmen würden. Normaler „männlicher“ Bewegungsdrang werde sogar pathologisiert und entsprechende Jungen medikamentös – zum Beispiel mit Ritalin – ruhiggestellt. Das ginge bereits im Krippenbereich los.

Als Junge in der Krippe oder im Kindergarten einen männlichen Erzieher zu erwischen, der nicht vor allem Wert auf gemeinsames Singen und Erzählen im Stuhlkreis oder eine penibel angefertigte Bastelarbeit legt, sondern auch Fußballspielen, Holzhobeln und Schlammschlachten im Beschäftigungsangebot hat, grenzt fast an einen Lottogewinn.

Denn weibliche Erzieherinnen sind natürlich prinzipiell alle gleich: Penible, singende Basteltanten, denen Aktivitäten im Freien verhasst sind. (Dieses Stereotyp immer wieder zu wiederholen hat aber, das möchte ich hier betonen, ganz sicher nichts damit zu tun, dass sich Männer nur sehr zögerlich für den Erzieherberuf interessieren!!)

Zum anderen wird behauptet, Jungen würden bei gleicher Leistung in der Schule schlechter bewertet – im Durchschnitt 2,58 versus 2,67 – und selbst bei gleicher Bewertung weniger häufig für das Gymnasium vorgeschlagen.

Nun sind das starke Behauptungen, die starker Belege bedürften. Zwei Quellen werden immer wieder angeführt: Eine Studie im Auftrag der Vodafone-Stiftung, die einen Bewertungsunterschied feststellt und der Bildungsbericht, der zeigt, dass Jungen am Ende der Grundschulzeit bei Leistungsvergleichstests im Lesen schlechter abschneiden.

Auch das sei dem bösen Treiben der weiblichen Lehrkräfte zuzuschreiben, meint die FAZ. Zwar wird berichtet, dass der Soziologe Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin nicht der Meinung sei, dass die Überzahl der Lehrerinnen die Ursache ist. Aber da das nicht so schön passt, wird die Vodafone-Studie angeführt, die die schlechtere Bewertung von Jungen überhaupt erst herausgefunden hat (nicht jedoch die Ursache dafür) und diese dann einfach als Hinweis auf die Schuldigen gewertet.

Aber ich will hier mal nicht die penible Tante sein, und eine ausführliche Evaluation aller relevanten Studien kann ich im Moment hier nicht liefern, aber nehmen wir einmal an, dass diese Studien alle qualitativ absolut hochwertig sind und auch tatsächlich das zeigen, was die FAZ berichtet: Dass Jungen in unserem Bildungssystem strukturell und systematisch benachteiligt werden.

Wenn das so wäre, wäre das schlecht. Wirklich schlecht. Nicht nur würde das dem Grundsatz der Fairness und Gleichbehandlung widersprechen, man würde auch grundlos Potential verschwenden. Es wundert aber doch, dass die Empörung über die Ungleichbehandlung aus einer Ecke kommt, aus der wir in anderen Zusammenhängen ganz andere Argumente kennen. Denn die Vertreter dieser Thesen sind zum großen Teil Menschen, die davon ausgehen, es gebe zwischen Mädchen und Jungen angeborene Unterschiede – sonst würde ja auch das Entsetzen über das „Aufdrängen“ „weiblicher Werte und Handlungsmuster“ keinen Sinn machen, denn für Mädchen scheint dieses Aufdrängen ja in Ordnung zu sein.

Genau diese Leute sind es aber, die sonst steif und starr darauf beharren, dass Unterschiede im Verhalten, in Bildungswegen und Bildungserfolg durch die angeborenen Unterschiede der Geschlechter bedingt sind. Wenn also Mädchen kaum naturwissenschaftliche oder technische Fächer studieren, hört man immer wieder das Argument, Mädchen WOLLTEN dies einfach nicht – nicht, weil man es ihnen auf verschiedene Arten verleide, sondern weil das weibliche Gehirn für solcherlei Inhalte weniger geeignet sei, zum Beispiel durch eine schlechtere Raumvorstellung und -wahrnehmung. Ebenso wird begründet, warum zwar unter den Studienanfängern Jahr für Jahr mindestens ebenso viele junge Frauen wie Männer seien, unter den Professor*innen jedoch deutlich weniger Frauen als Männer: Frauen würde sich eben, völlig freiwillig natürlich, für einen anderen Lebensweg entscheiden, der meistens die Aufzucht von Kindern beinhalte – nicht, weil es gesellschaftlich so vorgegeben sei, sondern weil das der weiblichen Natur entspreche. Und so weiter.

Jeder Einwand, diese „freiwilligen“ „Willensentscheidungen“ von Frauen fänden nicht im luftleeren Raum, sondern in einer Gesellschaft statt, die Mädchen bereits ab ihrer Geburt durch entsprechendes Spielzeug, Stereotype, Farbkodierung und bewusste wie unbewusste Erziehung in eine Richtung dränge, wird mit allerhand Evolutionspsychologie, Neurowissenschaft und nicht zuletzt einer beträchtlichen Portion „gesundem Menschenverstand“ abgeschmettert. Und auch der Hinweis, dass es im Allgemeinen Männer sind, die darüber entscheiden, welche Rolle Mädchen und Frauen in „Männerdomänen“ wie den MINT-Fächern oder Wirtschaftsvorständen ermöglicht wird, ist für diese Menschen nicht stichhaltig: Nur objektiv gehe es zu, ja sogar wohlwollend, alles andere: böse Unterstellungen. Dass Mitglieder eines Geschlechts die des anderen Geschlechts an irgendetwas hindern könnten, ist in diese Richtung undenkbar.

Fordert man gar eine Frauenquote, kennt das Entsetzen keine Grenzen mehr: So würden nicht mehr Qualität und Leistung zählen, sondern Geschlecht, was zum baldigen Untergang technologischen und wirtschaftlichen Fortschritts führen müsse. Mehr noch, Menschen würden zu Lebensweisen gezwungen, die ihnen nicht entsprechen, man handele „gegen die Evolution“ (was auch immer das heißen soll), und das könne nur zur Degeneration der menschlichen Spezies und schließlich zu ihrem Aussterben führen.

Das Argument könnte natürlich einfach für die Diskussion um Jungen und ihre Situation in der Schule wiederverwertet werden: Jungen KÖNNEN sich einfach nicht so gut den Anforderungen von Schule anpassen, ihr Gehirn ist nicht dazu gemacht, stillzusitzen, zuzuhören und sich unterzuordnen. Sie wälzen sich lieber im Schlamm. Darüber hinaus haben sie nur eingeschränkte sprachliche Fähigkeiten. Außerdem WOLLEN Jungen einfach nicht so lange zur Schule gehen, sie entscheiden sich lieber für ein Lebensmodell, in dem sie schon sehr früh dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Sie gehen eben lieber hinaus in die raue Wirklichkeit anstatt sich im warmen Elfenbeinturm zu verkriechen, das entspricht eher ihrem Naturell als Jäger.

Wenn diese Art der Argumentation aber zur Abwechslung einmal dazu führt, dass Männer im Ergebnis in irgendeinem Bereich unterlegen sind, scheint es zu schmerzhaft zu sein. Dann wird plötzlich über die Notwendigkeit einer spezifischen Jungenförderung nachgedacht – sogar die Gefahr der Degeneration des „echten Mannes“ wird dann in Kauf genommen.

Aber Schluss mit der Polemik, schließlich geht es hier um Kinder und darum, deren Potential auszuschöpfen und jeden nach seinen Möglichkeiten zu fördern. Und tatsächlich glaube ich, dass sich über die Gesamtbevölkerung und verschiedene Schulformen und Fächer hinweg ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern einstellen würde, was Absolventenzahlen und Durchschnittsnoten angeht, wenn es keinerlei Beeinflussung und Benachteiligung aufgrund des biologischen Geschlechts gäbe. Deshalb wäre dies auch mein persönliches Ideal.

Aber da dieses Ideal offensichtlich nicht erfüllt ist, ein Vorschlag zur Güte: Wir führen an Schulen eine Quote ein. Eine Schülerquote. Fünfzig Prozent aller zum Gymnasium zugelassenen Schüler*innen müssen männlich, fünfzig Prozent weiblich sein. Ja, das könnte dazu führen, dass in Einzelfällen ein Junge mit schlechteren Leistungen einem Mädchen mit besseren Leistungen den Gymnasiumsplatz „wegnimmt“. Aber grundsätzlich sollte man ja davon ausgehen, dass im Durchschnitt Jungen ebenso leistungsfähig sind wie Mädchen, dass also die schlechtere Leistung der Mehrzahl der Jungen nur durch fehlende Förderung oder unfaire Bewertung entstanden ist.

Und mit derselben Quotenlogik fahren wir dann fort, Vorstandsposten, Stellen im öffentlichen Dienst und Bundestagsmandate zu vergeben. Dann sollte sich in absehbarer Zeit Unfairness und Ungleichbehandlung von selbst erledigt haben.

15 Kommentare

  1. Aus meiner Sicht wie bei den Quoten üblich eine vernachlässigung der Einzelperson. Es ist unverständlich, warum ein Mädchen mit guten Leistungen benachteiligt werden sollte. Auch hier wäre insofern auf eine gerechte Betrachtung des Einzelfalls abzustellen.

    Wenn die Noten ungleich vergeben werden, dann muss man das Problem dort angehen.

  2. Ist mir alles zu kompliziert. Mehrgliedriges Schulsystem abschaffen, eingliedriges einführen und das Problem ist gelöst. Dann können wir auch endlich die weltweit geforderte Inklusion sinnvoll umsetzen.

  3. Schöne Pointe :-)
    Was ich mir jetzt doch nicht verkneifen kann: „Fünfzig Prozent aller zum Gymnasium zugelassenen Schüler*innen müssen männlich, fünfzig Prozent weiblich sein.“ — Da hast Du aber in der Rechnung die „*“ vergessen …

    1. Offiziell gibt es bisher nur diese Dichotomie. D.h. in Schulakten und Statistiken gibt es nur Mädchen und Jungen.

  4. @Christian: Einzelfälle werden aber von Individuen betrachtet, und in der Arbeitswelt sind die Individuen, die da betrachten und entscheiden, meistens noch Männer. Außer, wir bekämen eine gesetzlich vorgeschriebene anonyme Bewerbung hin – aber das wird nichts, denke ich. Eher kriegen wir eine Frauenquote. Das ist wie mit der Pockenimpfung: Ist erst mal eine Generation durchgeimpft, ist die Seuche ausgerottet. Ist erstmal eine Generation mit der Frauenquote groß geworden (und die ersten Quotenvorstände in Rente) brauchen wir sie vielleicht nicht mehr.

    1. @VolkerK

      Dass das nicht der Fall ist, sieht man an den Parteien: Selbst die Grünen haben Probleme die Frauen zusammenzubekommen und hätten bei einer Aufgabe der Quote andere Verhältnisse.

      1. VolkerK · ·

        Noch sind die Grünen Teil einer Gesellschaft, in der sie die Ausnahme darstellen. Vielleicht brauchen wir die Quote auch länger als eine Generation. Aber wir brauchen sie, und das flächendeckend in alle Führungsebenen.

  5. Jesper Juul: „Wem gehören unsere Kinder“. 39 Seiten, die eines der Übel (die angemaßte „Definitionshoheit“ von Erziehern/Erzieherinnen und Lehrern/Lehrerinnen) und noch weitere benennen // http://goo.gl/xr26r

    Wer nicht lesen will, kann in dem Fall auch gern (zuerst) hören: „Wenn die Kita die Erziehung übernimmt. Gespräch mit dem Pädagogen Jesper Juul über Sinn und Qualität deutscher Erziehungseinrichtungen“ // http://goo.gl/JK5Rc

  6. Hier begegnet man den Argumenten („Jungenbenachteiligung an der Schule“) eines eifernden Haufens mit genau denselben Argumenten eines anderen eifernden Haufens („Benachteiligung von Mädchen immer & überall“). …ist schon drollig. Der zweite Haufen will aber Quoten und glaubt, daß der erste Ruhe gibt, wenn auch der erste seine Quoten bekommt. Die will der aber nicht. Denn entgegen der Ansicht beider eifernden Haufen gibt es einen dritten Haufen, der keines der Argumente akzeptiert. Dieser dritte Haufen hält es glatt für möglich, daß Frauen nicht deshalb nicht MINT studieren, weil sie von Männern daran gehindert werden, sondern weil sie stattdessen Erzieherinnen, Kosmetikerinnen, Krankenpflegerinnen (= „Krankenschwester“! haha!) werden. Hinzu kommt noch der Hausfrauenstand, die Verantwortung der Frauen für die Familie, die in einem prekären siechen Patriarchat wie das in der westlichen Welt eine größere Last darstellt als in einem intakten, wo auch Männer zu ihrer Verantwortung gezwungen werden, so daß dort sich auf Frauen beziehende soziale Risiken, wie etwa mit Kindern sitzengelassen werden zu können („Alleinerziehende“! haha!), vermieden werden können. In jeder Gesellschaft werden Frauen zuerst als potentielle Mutter wahrgenommen. Deren Sozialisierung steht genau mit dieser Rollenerwartung in Zusammenhang. Sicherlich gbt es da noch mehr Faktoren, aber zu glauben, daß Diskriminierung von Menschen per Quote irgendetwas an diesen Zusammenhängen ändern werden, halte ich für naiv.

    1. Vielen Dank für diese geistreiche, abschließende Analyse. Nun bin ich natürlich ein bisschen beschämt angesichts Ihrer umfassenden Sachkenntnis (Frauen studieren deshalb nicht MINT, weil sie statt dessen Kosmetikerinnen werden – ach soooo! Das ist natürlich ein Grund. Daher auch die vielen Kosmetikerinnen mit Abitur.) und Ihrer gelassenen Art, mir meine Naivität aufzuzeigen: Da habe ich in meiner eifernden Art doch glatt einen „dritten Haufen“ übersehen oder gar gedacht, der wäre mit einem der anderen Haufen identisch. Ts, ts. Ich werde mich nun peinlich berührt zurückziehen.

  7. Ein mir wichtiger Aspekt, aus dem benannten Artikel, ist doch, dass Jungs in der Schule nur wenige männliche Bezugspersonen finden. Leider setzt sich dieser Umstand auch genau so konsequent in allen anderen Lebensbereichen fort. Erst im Alter von +/- 10 Jahren begegnen Jungs männlichen Vorbildern.

    Die, die sie vorher sehen, sind alles tolle Männer; ihren Vater, der die Kohle nach Hause bringt, den Feuerwehrmann, der Leute rettet, den Polizisten, der böse Jungs einsperrt und den Müllmann, der uns vom Müll befreit. Alles coole Männer und mangels anderer Bezugspersonen eifern Jungen diesen nach und wollen ebenso cool sein.

    Jungen bekommen ja irgendwann mit, dass sie anders sind als ihre Mütter und/oder Schwestern und wollen erstmal anders sein, aber wie? Ausser den obengenannten Superhelden ist weit und breit kein Mann zu sehen! :-(

  8. Sie müssen sich nicht zurückziehen, nur weil mich ein paar Kurzschlüsse stören, zum Beispiel den, daß die Abwesenheit von Frauen in MINT-Fächern ihren Grund nur darin haben kann, daß Männer sie nicht hereinlassen wollten.

    OT wegen Abitur: Das interessiert mich nicht. Viele Handwerksmeister verdienen besser als mancher Studierter. Und ob MINT-Absolventen nun wirklich so privilegiert sind, weiß ich nicht. Ich selbst hätte wahrscheinlich nicht studiert (und Abitur gemacht), hätte ich meine gesamte Ausbildung nicht schon in der DDR hinter mich gebracht. Abgesehen davon studieren gerade Frauen gern prestigeträchtige Fächer wie Medizin. Ersetzen Sie also „Kosmetikerin“ einfach durch „Ärztin“!

  9. @neumondschein ‚Abgesehen davon studieren gerade Frauen gern prestigeträchtige Fächer wie Medizin‘

    Dann ziehen Sie sich bitte mal dieses Stück aus dem Leben rein: http://kinderdoc.wordpress.com/2013/04/22/die-neue-bei-uns/

    Halten wir mal fest, dass selbst wenn eine Frau angeblich ach so prestigeträchtig studiert hat, sie immer noch nicht für voll genommen wird, weil sie dummerweise Brüste hat. Und Gnade ihr Gott, wenn sie Kinder hat und auch noch arbeiten geht.

    Das ist die Welt, in der Frauen leben, da kann sie noch so prestigeträchtig studiert haben. Das Frausein sticht irgendwie alles aus. Berufserfahrung, Kompetenz? Zweitrangig. Ach ja und sorry, ‚Frauen‘ sind kein Einheitsbrei. Es wurde immer und immer wieder festgestellt, dass die individuellen Unterschiede untereinander weitaus größer sind als eingebildete Geschlechts-Rollenklischees. Aber dennoch schmeißen die meisten Menschen so wie sie alles in den großen Topf namens Frau.

    Und auch wenn es seltsam sein mag, ja auch ich bin inzwischen für ne Frauenquote. Wenn das mit der individuellen Beurteilung nicht funktioniert, dann muss eben ein bisschen Zwang rein. Wir müssen sozusagen das System mit seinen eigenen Mitteln schlagen, auch wenn es erst mal bescheuert erscheint. Aber so ist das nun mal wenn Idealismus auf die Wirklichkeit trifft. Dann ist es sinnvoll Maßnahmen zu erwägen, die zwar erst einmal dem Grundgedanken zuwider laufen, aber hoffentlich im Endeffekt, den erwünschten Zweck erfüllen. Den Männerclub einfach unter sich machen zu lassen, damit die sich gegenseitig nur das in’s Haus holen, was sie kennen (männlich und karrierefixiert), funktioniert jedenfalls nicht.

    Außerdem bin ich davon überzeugt, dass eine Welt, die mit Karrierefrauen mit Kindern zurecht kommt auch eine ist, die es zulässt, dass Karrieremänner ebenfalls sich mit ihrem Nachwuchs beschäftigen können, ohne dass ihr Einsatz in Zweifel gezogen wird. Und ja, das passiert. Da kenne ich genügend Einzelschicksale, gerade in Deutschland. Insofern ist die Frauenquote auch für Männer gut. Zumindest für die Männer, die auch Bock haben, Väter zu sein.

    Und warum auch keine Quote? Es gibt jede Menge andere Quoten in Politik und Wirtschaft: ‚Die Hessenquote‘ oder die ‚Jung und aufstrebsam‘-Quote. Nur wenn es um Frauen geht, dann ist auf einmal das Geschrei groß.

  10. neumondschein · · Antworten

    mila…,

    Sie bringt eine Menge Punkte zur Sprache, die in der Diskussion eine wichtige Rolle spielen, und häufig unterschlagen werden. Männer haben keine Familie, Frauen haben welche oder könnten bald Familie bekommen. Natürlich wünscht sich jedes Unternehmen belastbare, flexible Mitarbeiter. Fachliche Kompetenz, formale Qualifikation, sind nicht das einzige Kriterium, nach denen Bewerber beurteilt werden. Menschen, die einen unbezahlten Zweitjob ausüben, nämlich sich um Kinder zu kümmern, haben genau wie alte, die krank werden können, einen Nachteil in der Konkurrenz am Anbietermarkt für Arbeitskraft. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen ist die Arbeitskraft junger, zielstrebiger, gesunder Männer wertvoller als andere. Solange kapitalistisch gewirtschaftet wird, und Frauen die Hauptlast der Familienarbeit tragen, sind Frauen objektiv am Arbeitsmarkt benachteiligt. Diese Benachteiligung ist nicht das Werk von Männerbünden, die gläserne Decken einziehen und dergl. Frauenquoten ändern an der Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben nichts, führen aber zu mehr Ungerechtigkeit. Auch der Vorschlag, Väter in die Kindererziehung einzuspannen, funktioniert nur, wenn die betreffenden Familien intakt sind. Alleinerziehende Mütter haben überhaupt nichts davon, wenn in anderen, intakten Familien die Väter sich auch an der Familienarbeit beteiligen.

    wegen der Geschichte beim kinderdoc… Da weiß ich nicht, ob die neue Kollegin als Aushilfe oder Schwester betrachtet wird. Das muß mit ihrem weiblichem Geschlecht nichts zu tun haben.

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